Atmende Wand

Begriff Definition
Atmende Wand

Die Theorie der atmenden Wand besagt, dass durchlässige Baustoffe einen Luftwechsel zwischen Innen- und Außenraum ermöglichen. Geschaffen wurde dieser Begriff vor fast 200 Jahren vom Chemiker Max Josef von Pettenkofer– was dahintersteckt, ist leider ein Märchen. Allerdings eines, das auch heute noch häufig für die Wahrheit gehalten wird.

Die Atmende Wand – ein Begriff, der in die Irre führt

Die atmende Wand ist aus mehreren Gründen eine Unmöglichkeit. So kann tote Materie nicht atmen, das heißt, Luft einziehen und wieder ausstoßen. Ebenfalls unrealistisch ist die Idee, dass ein fester Baustoff ein erhebliches Maß an Luftdurchlässigkeit ermöglicht. Dies widerlegte bereits Erwin Raisch im Jahr 1928 in seiner Untersuchung „Die Luftdurchlässigkeit von Baustoffen und Baukonstruktionen“. Er fand heraus, dass der Luftdurchlass durch ein Schlüsselloch das 50-fache von dem durch einen Quadratmeter Außenwand beträgt. Der Verwendung des Begriffes hat dies jedoch keinen Abbruch getan. Noch heute sprechen selbst Handwerker und Bauphysiker von der atmenden Wand als Voraussetzung für ein gesundes Wohnklima.

Luftdurchlässigkeit für ein gesundes Wohnklima

Für ein gesundes Wohnklima mit der idealen Luftfeuchtigkeit muss pro Stunde ein Luftwechsel von 0,5 bis 0,7 Litern erfolgen. Dadurch werden Feuchtigkeit und Schadstoffe aus der Raumluft abtransportiert, gleichzeitig wird die Bildung von Schimmel vermeiden. Geht man davon aus, dass atmende Wände in Wirklichkeit undichte Wände sind, erreicht man damit nur eins: einen hohen Energieverlust. Richtiger und effektiver ist eine Konstruktion der Außenhülle, die zum einen die Aufnahme von Wasserdampf in ihren oberen Schichten auf der Innenseite ermöglicht und zum anderen luftdicht ausgeführt ist. Dazu muss nicht nur der Bauteilaufbau der Wand selbst, sondern auch die Dichtheit von Fenstern und Türen mitberücksichtigt werden.

Luftdicht und diffusionsoffen

Da es die atmende Wand nicht gibt, wird bei modernen Gebäuden auf eine Kombination von Luftdichtheit und Diffusionsoffenheit gesetzt. Dadurch werden Heizenergieverluste minimiert, gleichzeitig kann die Feuchtigkeit aus der Raumluft in die oberen Wandschichten diffundieren und so für einen Feuchteausgleich sorgen, bzw. im Laufe der Zeit langsam aber sicher nach außen abwandern.

 

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