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Grauwasser nutzen, für Umwelt und Geldbeutel

Im Schnitt 55 Liter gering verschmutztes Abwasser fließen täglich durch den Ablauf aus Waschbecken, Duschen und Badewannen. Es ist das sogenannte Grauwasser. Anders als Schwarzwasser ist es frei Fäkalien, Fetten und Feststoffen, sodass es bakteriell belastet ist. Dieses Abwasser nochmals zu nutzen, schont nicht nur den eigenen Geldbeutel, sondern auch die Umwelt beträchtlich. Wird das Grauwasser aufbereitet, steht es als Nutzwasser für die Toilettenspülung, die Bewässerung der Pflanzen im Garten oder auch zum Wäsche waschen zur Verfügung.

Aufbereitung von Grauwasser

Bis zu 90.000 Liter Wasser kann ein Haushalt mit vier Personen jährlich an Wasser sparen, wenn das Grauwasser aufbereitet und nochmals genutzt wird. Dies bedeutet auch eine Einsparung an Abwasserkosten von ca. 600 € im Jahr. Sicher können wir uns bei den Abwasserkosten nicht genau festlegen, denn diese variieren regional sehr stark. Aber es ist mit Sicherheit davon auszugehen, dass sie weiterhin steigen.

Skeptiker werden anführen, dass eine Grauwasseranlage zu Kosten in der Anschaffung, Wartung, Reparatur führt und Strom verbraucht. Vielleicht sollte man hier nicht allein die Abwägung der Kosten und Nutzung betreiben, sondern auch den Umweltschutz betrachten. Schließlich würde weniger Schmutzwasser in den Kläranlagen die Trinkwasser-Ressourcen schonen helfen. Einige Sommer haben uns gezeigt, dass Wasser ein kostbares Gut ist, welches wir nicht verschwenden sollten.

So funktioniert eine Grauwassernutzungsanlage

Grundsätzlich wird zwischen Direktverwender- und Rückhaltesystemen und zudem biologischen, chemischen, physikalischen und biomechanischen Methoden unterschieden. Sie unterscheiden sich insofern technisch aber auch in ihrer Komplexität, Größe, Leistung und Aufbereitungsqualität. Aber sie haben allesamt eines gemeinsam: Grauwasser wird in eine Grauwasseraufbereitungsanlage geleitet. Diese Anlage kann im Keller oder auch außerhalb des Wohngebäudes installiert werden und besteht aus zwei Sammelbehältern, Filtern und einer Pumpe.

Klassische Grauwasseranlagen

Hier wird das Grauwasser gesammelt, um dann durch eine physikalische und biologische Reinigung einschließlich UV-Bestrahlung aufbereitet zu werden.  Innerhalb der physikalischen (mechanischen) Reinigung werden mit rotierenden Keramikscherben die groben und ungelösten Schmutzanteile (Textilflusen, Haare) gefiltert und der Kanalisation zugeführt. Die biologische Reinigung erfolgt, indem durch die hinzu Setzung von Mikroorganismen und Sauerstoff die im Wasser gelösten Stoffe wie Öl oder Seife abbaut und in die Kanalisation leitet. Sodann wird das Wasser durch UV-Bestrahlung desinfiziert und kann nun für die Toilettenspülung oder Gartenbewässerung eingesetzt werden.

Bio-Membranfilter-Technologie

Hier lagern sich die Feststoffe zunächst ab, bevor das Grauwasser biologisch gereinigt wird. danach wird es über einen Bio-Membranfilter vollständig von Biomasse befreit. Im Ergebnis erhalten wir nahezu bakterien- und virenfreies Klarwasser. Dies lässt sich dann auch in der Waschmaschine oder für die Hausreinigung bedenkenlos nutzen. Darüber hinaus ist es selbstverständlich zur Gartenbewässerung und Toilettenspülung einsetzbar.

Gemeinsamkeiten der Grauwasseranlagen

In beiden Verfahren wird das gewonnene Nutzwasser in einem zweiten Tank gespeichert. Damit der Speicher nicht zu wenig Wasser führt, wird er automatisch mit Trinkwasser gefüllt. So ist gewährleistet, dass aus dem Speicher regelmäßig Wasser entnommen werden kann, selbst wenn das Grauwasser unter ein bestimmtes Niveau fällt.

Qualitätsanforderungen und Vorschriften

  1. Verbraucher können sich zunächst einmal darauf verlassen, dass von Grauwassernutzungsanlagen weder schlechte Gerüche ausgehen noch Chemikalien eingesetzt werden. Gesetzliche Vorgaben hinsichtlich der Qualität der Anlagen gibt es nicht. Kaufwillige müssen sich an den Herstellerangaben orientieren, die sich letztendlich an der Qualität des Nutzwassers orientieren. Diese Angaben unterliegen den für Badegewässer geltenden EU-Standards.
  2. Die DIN 1988-100 schreibt vor, dass die Trinkwasserinstallation konsequent von der Grauwasserverteilung getrennt werden muss.
  3. Es ist unabdingbar, dass Grauwassernutzungsanlagen nur von Fachkräften installiert werden dürfen.
  4. Um Verwechselungen bei der Wasserentnahme zu vermeiden, müssen die entsprechenden Zapfstellen besonders gekennzeichnet werden.

Rechnet sich eine Grauwassernutzungsanlage?

  • Neubau
    Je nach Ausführung, Fassungsvermögen und Modell kann hier mit 5.000 € gerechnet und für die Installation und Inbetriebnahme können bei einem Neubau ca. 500 € veranschlagt werden.
  • Altbau
    Schwieriger wird die Benennung der Montagekosten bei Altbauten. Da ein separates Wasserleitungsnetz installiert werden muss, lohnt sich der Aufwand eher im Zuge einer Sanierungsmaßnahme.

Für den Häuslebauer ist die Wirtschaftlichkeit der Grauwasseranlage erst nach ca. 10 Jahren gegeben. Jedoch ist dies die derzeitige Sicht (10/2021). Je höher die Wasser- und Abwassergebühren sind, umso schneller rentiert sich die Grauwasseraufbereitung. Zudem hat die Personenanzahl einen großen Einfluss auf die Rentabilität. Es liegt auf der Hand: Je mehr Personen im Gebäude leben, desto höher ist der Wasserverbrauch.

Fazit

Wer Trinkwasser sparen und der Natur einen Gefallen tun möchte, wird durch die Nutzung von Regenwasser und Grauwasser immer das richtige tun. Insofern wäre die Kostenersparnis bei den Wasser- und Abwassergebühren ein willkommener Nebeneffekt. Schade ist, dass momentan keinerlei Förderung von staatlicher Seite kommt. Jedoch wird es eine Frage der Zeit sein, bis man auch auf politischer Seite zu der Einsicht gelangen wird, dass Trinkwasser nicht vergeudet werden darf.

 

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